Learning by travelling: 3 Tipps, um interkulturelle Kompetenzen aufzubauen.

Die Welt vernetzt sich immer mehr – und das merken auch wir bei zapliance.

So werden unsere Produkte mittlerweile schon in über 50 Ländern weltweit genutzt!

Doch die Globalisierung betrifft nicht nur den Warenfluss – auch wir Revisoren sind immer mehr in der Welt unterwegs.

Doch das hat sich in der Pandemie geändert.

Gerade internationale Reisen fallen häufig aus – und ich kann mir vorstellen, dass einige Revisoren das schade finden.

Und andere nicht ganz so schade.

Denn auch wenn Reisen in neue Kulturen spannend sind und es eine Menge zu sehen und zu erleben gibt, so stoßen Revisoren doch auch immer wieder auf interkulturelle Probleme.

In vielen Ländern herrschen andere Hierarchien.

So berichtete mir vor einiger Zeit ein befreundeter Revisor von einer Reise nach Indien in ein mittelständisches Tochterunternehmen.

Dort wurde er sehr freundlich empfangen – sogar der Geschäftsführer des Unternehmens kam mit an den Flughafen, um ihn abzuholen.

Es folgte ein festliches Abendessen, alle verstanden sich gut und mein Kollege war sehr zuversichtlich, dass er seine Arbeit ohne große Probleme erledigen könne und dann sogar noch etwas Zeit habe, sich das Land anzuschauen.

Doch wie Sie sich mittlerweile wahrscheinlich schon denken können, war das ein Trugschluss.

Denn bereits am zweiten Tag wurde klar:

Der Informationsaustausch zwischen dem Revisor und den Abteilungsleitern vor Ort war anders, als mein Kollege sich das vorgestellt hatte.

Denn jedes Mal, wenn der Revisor sich mit einem Abteilungsleiter zusammensetzen wollte, rief dieser den Geschäftsführer dazu – ein ganz natürlicher Vorgang in Indien, wo Hierarchien eine große Bedeutung haben.

So wollte keiner der Abteilungsleiter den Geschäftsführer übergehen und selbstständig bzw. eigenverantwortlich mit dem Gast kommunizieren.

Gleichzeitig wollte auch der Geschäftsführer seinen Gast mit der eigenen Anwesenheit ehren – schließlich sollte dem Gast durch die Zusammenarbeit mit einem in der Hierarche ebenbürtigen Kollegen die nötige Anerkennung gezollt werden.

Mein Kollege jedoch hatte sich im Vorfeld nicht genau genug über die indische Kultur informiert und war dementsprechend überrascht und frustriert – so kannte er das nicht aus Deutschland.

Die Folge:

Der Revisor fand sich immer wieder in 1:1 Gesprächen mit dem Geschäftsführer wieder, in denen dieser jedoch die Fragen des Revisors nicht beantworten konnte.

Verständlich, schließlich hatte er als Geschäftsführer einen ganz anderen, viel weniger detaillierteren Einblick in einzelne Prozesse als die Abteilungsleiter.

Was der Revisor nicht verstehen konnte:

Fragen, zu denen der Geschäftsführer keine Antwort wusste, wich er aus.

Dabei hatte das einen einfachen Grund:

Der Geschäftsführer wollte höflich bleiben und den Revisor mit seinem Unwissen nicht verärgern.

Andersherum tat sich der Revisor schwer, seinen Unmut über die Situation zu verbergen und reagierte bisweilen angespannt – ein No-Go in indischen Geschäftsbeziehungen.

Wenig überraschend:

Die Arbeit des Revisors wurde zur Herkules-Aufgabe – und aus den erträumten freien Tagen nach getaner Arbeit wurde nichts.

Kulturelle Missverständnisse passieren – müssen sie aber nicht.

Doch wie hätte man die Situation anders lösen können?

Das lässt sich aus der Perspektive eines Dritten nur schwer beurteilen.

Dennoch möchte ich in diesem Artikel versuchen, näher darauf eingehen, wie man interkulturelle Missverständnisse und Schwierigkeiten vermeiden kann.

Doch so viel kann ich jetzt schon verraten:

Eine mögliche Lösung für das Dilemma dieses befreundeten Revisors kommt auch zur Sprache.

Mein erster Tipp, wenn es darum geht, interkulturelle Kompetenzen aufzubauen ist die Vorbereitung.

Wer eine Geschäftsreise in ein Land plant, dessen Kultur sich deutlich von der deutschen unterscheidet, sollte sich im Vorfeld zumindest grob über die fremde Kultur informieren.

Dazu gehören zum einen Sprachbasics – Wörter wie „Danke“, „Bitte“ und „Guten Tag“ sollten auf der Gastsprache beherrscht werden.

Zum anderen sollte man sich auch über grundsätzliche Verhaltensweisen in Standardsituationen informieren.

Wie verhalte ich mich zum Beispiel bei einer Begrüßung – verbeuge ich mich, schüttele ich die Hand oder gar beides?

Außerdem wichtig bei Geschäftsreisen: Informieren Sie sich über den Umgang mit Hierarchien.

Eine Möglichkeit, um die einleitend beschriebene Schwierigkeit mit dem Geschäftsführer aus Indien zu vermeiden, wäre eventuell eine Reise zu zweit gewesen.

So hätte der Revisor sich von einem Assistenten begleiten lassen können – oder einem Kollegen, der vorgibt, einer zu sein.

So hätte der Revisor die Kommunikation mit dem Geschäftsführer „auf einer Ebene“ übernehmen können, während sein Kollege eine Ebene weiter unten mit den Abteilungsleitern kommuniziert hätte – ebenfalls auf Augenhöhe.

Das beste Mittel gegen Spannung: Entspannung.

Mein zweiter Tipp, um interkulturelle Konflikte zu vermeiden:

Zurücklehnen, beobachten und nachmachen. Versuchen Sie, auf Ihre Gegenüber zu reagieren und nicht zu agieren.

Das gibt Ihnen die Möglichkeit, sich von den Einheimischen leiten zu lassen und sich keine „kulturellen Fehltritte“ zu erlauben – schließlich sind Sie der Gast und sollten sich an den örtlichen Gebräuchen orientieren.

Achten Sie zum Beispiel beim Essen darauf, wie ihr Sitznachbar sein Besteck benutzt – und machen Sie es ihm einfach nach.

Mein dritter Ratschlag ist eher grundsätzlicher Natur und betrifft die Einstellung, die einem den Kontakt mit neuen Kulturen deutlich vereinfacht: Bleiben Sie entspannt und vor allem offen für Neues!

Ich weiß, das ist gerade im Stress einer großen Reise oft leichter gesagt als getan – aber einen Versuch wert.

Versuchen Sie nicht, deutsche Prinzipien durchzuboxen, sondern führen Sie sich vor Augen, dass die Dinge in anderen Ländern eben unterschiedlich laufen.

Und das meist auch mit gutem Grund.

Positiver Nebeneffekt dieser Einstellung:

Wer andere Bräuche und Sitten mit einem Interesse für Neues betrachtet und nicht mit Deutschland vergleicht, bleibt gelassener.

Und tut sich außerdem leichter, sich auch selbst nach den kulturellen Gegebenheiten zu richten – wie zum Beispiel die Schuhe auszuziehen, wenn man bei Fremden zu Gast ist.

Und wer weiß:

Vielleicht gefällt Ihnen ja die eine oder andere Sitte so gut, dass Sie diese auch bei sich zu Hause übernehmen?

Sie sehen:

Der Kontakt mit Menschen aus anderen Kulturen ist häufig gar nicht so einfach.

Doch mit ein paar Verhaltensweisen können Sie zumindest dafür sorgen, dass es ein bisschen leichter wird.

Und wer weiß:

Vielleicht helfen die genannten Tipps ja auch andersherum.

Zum Beispiel dann, wenn ein internationaler Kontakt Ihr Unternehmen in Deutschland besucht und Sie dessen Verhalten manchmal nur schwer nachvollziehen können.

Toleranz ist schließlich keine Einbahnstraße.

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