Was ist was? – Eine kleine Tour durch die SAP Welt

Zum Teil hört man abenteuerliches auf den Fluren von Konferenzen und die Begriffe SAP S/4, SAP HANA und SAP C/4 werden als Synonyme verwendet. Dass zwischen den SAP Produkten aber nicht nur technologische Unterschiede bestehen und diese teilweise aufeinander aufbauen, stelle ich in diesem Artikel vor.

Was ist SAP R/3, mySAP ERP und SAP ERP?

Eins vorweg: R/3, mySAP und SAP ERP sind ein und dasselbe Produkt. Je nach zeitlicher Einordnung hieß das SAP ERP bis Dezember 2003 zunächst SAP R/3. Anschließend war es bis 2007 unter dem Namen mySAP ERP bekannt, bevor es schlussendlich nur noch schlicht SAP ERP getauft wurde. Für eine deutliche Abgrenzung wird es im Folgenden SAP R/3 genannt.

Hauptziel bei der Verwendung von SAP R/3-Systemen ist die Digitalisierung von Arbeitsprozessen. Das System basiert auf einer Systemstruktur, die in Clients und Server aufgeteilt ist. Der Client fordert einen Dienst vom Server an, der die Anfrage des Clients beantwortet. Es adaptiert hierbei die besten Praktiken bei der Prozessverarbeitung und befolgt dabei alle generell akzeptierten Standards. Das R im Softwarenamen steht für „real time data processing“ und das 3 für „3 stufig“.

Ein SAP/R 3 System besteht aus verschiedenen Modulen, die multifunktional und flexibel arbeiten. Unter den am meisten verbreiteten sind:

  • Buchhaltung (FI),
  • Controlling (CO),
  • Personalmanagement (HCM),
  • Materialmanagement mit Einkauf (MM),
  • Verkauf (SD) und
  • Produktionsplanung (PP)

Jedes dieser Module handhabt einen speziellen Arbeitsvorgang und ist hierbei mit anderen Modulen verknüpft, wenn dies notwendig ist, um den Arbeitsprozess zu erleichtern.
Das SAP R/3 System ist mit allen möglichen Plattformen (Datenbanken wie Microsoft und IBM) und Betriebssystemen kompatibel. Es kann kooperativ von mehreren Firmen benutzt werden, selbst wenn diese andere Plattformen verwenden [1].

Was ist die HANA DB?

Bei der HANA DB handelt sich um eine reine Datenbank, die über eine In-Memory-Technologie verfügt. Zur Verarbeitung werden sämtliche Daten im Arbeitsspeicher vorgehalten, wodurch die Datenbank zu extrem leistungsfähigen Analysen und Berechnungen imstande und besonders für das Big Data Umfeld geeignet ist.

Die Daten können (wahlweise) in einer relationalen Datenbank vorliegen, werden aber zur Verarbeitung komplett im Arbeitsspeicher vorgehalten (In-Memory-Technologie) und hier spaltenweise bearbeitet. Datenanfragen erfolgen auf den Speicher. Analysen werden ebenfalls aus diesem generiert.

Wenn Daten verändert und geschrieben werden müssen, geschieht dies zunächst spaltenbasiert im Arbeitsspeicher. Diese Daten werden erst später zeilenorientiert in der Datenbank abgelegt. Um die im Arbeitsspeicher befindlichen Daten zu sichern, werden in regelmäßigen Abständen Storage Snapshots erstellt.

Die Abkürzung HANA stand ursprünglich für „High Performance Analytic Appliance“.

Den Vorteilen des schnellen Zugriffs und Möglichkeiten der Predictive Analytics stehen folgende Nachteile gegenüber [2]:

  • Bei einem Systemausfall gehen die Daten des Arbeitsspeichers verloren und sind ggf. zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesichert worden
  • Es wird vergleichsweise teure Hardware benötigt

Was ist S/4HANA?

Bei S/4HANA handelt es sich um den Nachfolger des bisherigen Kernprodukts von SAP – nach SAP R/2, SAP R/3, SAP ERP sozusagen ein SAP R/4 – nur eben unter dem Namen S/4HANA. Das „S“ steht dabei für simple, die „4“ für die vierte Produktgeneration und HANA für die zugrunde liegende Datenbanktechnologie.

Die wichtigsten Kennzeichen von SAP S/4HANA sind:

  • vollständig neu entwickelt auf Basis der HANA In-Memory-Technologie
  • neue Benutzeroberflächen nach dem SAP Fiori-Standard mit dem Ziel der Vereinfachung der Bedienung
  • Vereinfachung des Datenmodells als Voraussetzung für die Verschlankung und Beschleunigung von Geschäftsprozessen

SAP S/4HANA kann im eigenen Rechenzentrum betrieben (on premise), von SAP als eigene Instanz gehosted oder in der sogenannten Public-Cloud als reine Software-as-a-Service-Lösung genutzt werden. Der Umstieg von einer SAP ERP 6.0 Lösung auf S/4HANA wird in der Regel eingeleitet durch die Migration der Datenbank auf SAP HANA DB. Dies ist allerdings nur eine technische Voraussetzung. Der eigentliche Umstiegsprozess liegt in der Beurteilung der einzelnen Geschäftsprozesse der neuen S/4HANA Lösung (sogenannte Innovationen) im Vergleich zur im Moment vom Unternehmen tatsächlich eingesetzten [3].

Prozesse werden mit SAP S/4HANA durchgängig unterstützt sowie Medienbrüche vermieden. Der Wechsel etwa in ein Business Warehouse, um einen Bericht zu erstellen, oder manuelle Schritte außerhalb von SAP sind nicht mehr erforderlich. Dazu kommen Funktionen für Vorhersage und Entscheidungsunterstützung und die Bereitstellung von Geschäftsinformationen in Echtzeit. Laut SAP lassen sich mit der SAP-HANA-Plattform bis zu 37% Kosten im Hard- und Softwarebereich einsparen [4][5].

Doch der Umstieg von SAP ERP 6.x auf SAP S/4HANA erscheint bei einer 919 seitigen Dokumentation zur Migration auch nicht ganz trivial, wie dieses Whitepaper von SAP zeigt. (abhängig von Ihrem Browser kann es sein, dass das Dokument aufgrund der Größe nicht lädt und per Rechtsklick – „Link speichern unter“ abgespeichert werden muss)

Die umfangreichen Tabellen aus SAP R/3, die wir auch in einer Vielzahl unserer Blog Artikel bereits erwähnt haben, bleiben jedoch auch in S/4HANA bestehen. Wenn auch nicht als physische Tabellen, dann als sogenannte View, die nichts anderes ist, als eine Sicht, die Daten z.B. aus verschiedenen Tabellen darstellt.

S/4HANA CLOUD

SAP bietet, wie bereits erwähnt, auch eine Cloud basierte Version von S/4HANA an. Hierin enthalten sind Lösungen zu Finanzen, Buchhaltung, Controlling, Einkauf, Verkauf, Produktion, Werkadministration, Projektplanung und Product-Lifecycle-Management. Ferner wird die volle Integrierbarkeit mit anderen SAP-Produkten geboten. Derzeit ist die Cloud-Variante in den Sprachen Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Russisch, Chinesisch, Japanisch und Portugiesisch erhältlich. Alle produktiven Kunden der Cloud-Lösung erhalten ein Update pro Quartal, in dem neue Business-Funktionen und/oder Fehlerbehebungen enthalten sind [5].

Folgende Teile werden unterstützt:

  • SAP S/4HANA Marketing Cloud – Marketing (keine Ländereinschränkung)
  • SAP S/4HANA Professional Services Cloud – Industrie-Services (Länder: USA, Deutschland, Australien, Kanada, Vereinigtes Königreich)
  • SAP S/4HANA Enterprise Management Cloud – komplette ERP-Lösung für alle Industrien; Cloud-Lösung ist in diesem Fall gleich der Enterprise-Management-On-Premise-Lösung (Länder: USA, Deutschland, Australien, Kanada, Vereinigtes Königreich)
  • SAP S/4HANA Cloud für Finanzen

SAP C/4HANA

C/4HANA ist das aktuelle SAP-Produkt zum Customer-Relationship-Management (CRM) und greift Hand in Hand mit S/4HANA.

Die Digitalisierung von Akquise, Verkauf, Vertrieb und Marketing stellt an eine zeitgemäße Lösung im Customer Management Prozess weitaus höhere Anforderungen als früher. Eine von den anderen Prozessen der Wertschöpfungskette isolierte Lösung genügt den Erwartungen nicht mehr. Heute wird in einem Contact Management System vielmehr ein Omnichannel-Prozess eingesetzt, um Aufgaben im Customer Relationship Management zu erledigen.

Dabei sind übergreifende Funktionen und eine zentrale Datenbasis die Grundvoraussetzung, um das CRM und somit die Kundenbeziehungen auf modernstem Stand zu halten. Denn Customer Relations können nicht gemanagt werden – sie müssen entwickelt und gepflegt werden und enden nicht, wenn der Verkauf einmal abgeschlossen ist. Dies setzt eine zentrale Plattform voraus – nichts geht mehr ohne eine Verzahnung von Marketing, Vertrieb, Commerce und Service. Diese Prozesse bedingen eine direkte Interaktion mit dem Backend ERP-System. Eine Unterteilung zwischen Frontend (SAP C/4HANA) und Backendsystemen (SAP S/4HANA) ist die beste Voraussetzung für die Unterstützung der oben genannten, übergreifenden Prozesse.

Die frühere CRM-Sicht wird zur Rundumsicht, wenn sämtliche S/4HANA-Informationen (beispielsweise aus Finanzen, Service, Onlinehandel, Logistik, Supply Chain Management etc.) mitberücksichtigt werden. CRM wird damit ein Teil des intelligenten Unternehmens – und das bedeutet mehr als „sales automation“.

Quelle: Aus SAP Hybris wird SAP C/4HANA – was Sie wissen müssen von Torsten Goldbecker, Deutschland Marketing – Team Lead, itelligence AG-

Weitere Quellen:

[1] https://www.it-talents.de/blog/it-talents/was-ist-eigentlich-sap-r-3

[2] http://www.datenbanken-verstehen.de/lexikon/sap-hana/

[3] https://erlebe-software.de/sap-hana/

[4] https://news.sap.com/germany/2017/01/10-fragen-zu-sap-s4hana/

[5] https://de.wikipedia.org/wiki/SAP_ERP

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